Katrin Sandmann 04 - Blutsonne by Klewe Sabine

Katrin Sandmann 04 - Blutsonne by Klewe Sabine

Autor:Klewe, Sabine [Klewe, Sabine]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 3899777646
Herausgeber: Gmeiner Verlag
veröffentlicht: 2018-11-15T00:00:00+00:00


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Als Kriminalhauptkommissar Klaus Halverstett die Wagentür hinter sich zuknallte, war er einfach nur müde. Er wollte sich ins Wohnzimmer setzen, ein Glas Wein trinken und aus dem Fenster durch den Garten hinab auf die Hügel über dem Neandertal blicken, wo er als Junge gespielt hatte. Keine Morde, keine entstellten Leichen, mitten aus dem Leben gerissene Existenzen, Stunden zuvor noch voller Träume, Pläne und Erinnerungen, Menschen, die er nur noch als leblose Körper kennenlernte. Für heute hatte er genug.

Im Flur stolperte er über einen Gegenstand. Er schlug mit dem Knie dagegen und wäre beinahe zu Boden gestürzt. Ein Koffer.

»Veronika?«

»Ich bin oben.«

Halverstett rieb sich sein schmerzendes Knie. »Was ist los? Verreist du?«

Veronika Halverstett erschien am Treppenabsatz. »Ich habe dir dreimal davon erzählt. Ich fahre nach Berlin. Meine Freundin eröffnet dort eine Galerie. Vielleicht stelle ich demnächst auch mal dort aus. Berlin. Verstehst du? Nein, du verstehst nicht. Du lebst nur für die Toten.« Sie machte kehrt und verschwand im Schlafzimmer.

Halverstett zuckte mit den Achseln. Er erinnerte sich dunkel, dass seine Frau ihm etwas von einer Vernissage erzählt hatte. Er hatte nicht richtig zugehört. Wie so oft. Er hatte versucht, sich für Veronikas Kunst zu interessieren, hatte sie auf Ausstellungen begleitet, war durch Museen hinter ihr hergetrottet. Er hatte sogar sein kleines Arbeitszimmer aufgegeben, damit sie dort ein Atelier einrichten konnte. Doch richtig verstanden hatte er ihre Begeisterung für Farben und Leinwände nie. Er fühlte nichts, wenn er ein Bild betrachtete. Es war für ihn nur ein willkürliches Gemisch aus Farben und Formen. Austauschbar. Ohne Leben.

Er wählte Whisky statt Wein. Die Flasche Glenfiddich stand ganz hinten im Wohnzimmerschrank. Seit Jahren hatte er sie nicht angerührt. Er nippte und starrte aus dem Fenster, beobachtete den Nebel, der in milchigen Schwaden aus dem Tal heraufgekrochen kam. Schon wieder Nebel. Nein. Er wollte nicht daran denken, nicht jetzt.

Er hörte Veronika im oberen Stockwerk Schranktüren zuknallen. Dann schepperten ihre Absätze über das Laminat. Bedächtig nahm er einen weiteren Schluck und dachte an Maren Lahnstein. Die nüchterne und dennoch nicht gefühllose Selbstverständlichkeit, mit der sie Leichen aufschnitt, Gewebeproben entnahm und ihre Berichte in das Diktiergerät sprach. Und mit der sie seinen Arm gedrückt hatte, gestern Morgen, als er das Gefühl gehabt hatte, die ganze Henkergeschichte würde wie eine Woge über ihm zusammenschlagen und ihn mit sich reißen. Er dachte an Maren Lahnstein und musste lächeln.



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